March of the Living 2014

March of the Living 2014

 

Am 26.04.2014 sind wir, fünf Schüler der Georg-Hager-Schule Mundelsheim und unser Klassenlehrer Herr Hartmann, mit 50 weiteren Schülern aus Baden-Württemberg, nach Tschechien und Polen gereist, um am „March of the Living“ teilzunehmen. Nach der Ankunft in Prag trafen wir uns mit den tschechischen Schülern, die ebenfalls an dieser Studienfahrt teilnahmen. In Gruppen machten wir uns auf den Weg zu einer Besichtigung der Prager Burg. Von dort ging es über die berühmte Karlsbrücke in die Prager Altstadt. Leider kamen wir unterwegs in einen heftigen Regenschauer, so dass wir die Schönheiten Prags nicht richtig genießen konnten.

 

Am Sonntagmorgen trafen wir uns nach dem Frühstück zu einem Vortrag mit der Holocaustüberlebenden Dr. Dagmar Lieblova. Sie erzählte uns von ihrem Aufenthalt im KZ Theresienstadt, dem Transport nach Auschwitz und dem Leben im Familienlager dort. Ein auf einer Liste falsch eingetragenes Geburtsdatum führte dazu, dass sie bei einer Selektion für einen Transport nach Hamburg ausgewählt wurde, wo sie Zwangsarbeit leisten musste. Dieser Fehler hat ihr jedoch das Leben gerettet, denn die anderen aus der Selektion wurden in die Gaskammer geschickt.

 

Nach dem Vortrag besuchten wir das jüdische Viertel in Prag und konnten dort während einer Führung zwei Synagogen und den jüdischen Friedhof besichtigen.

 

Am Nachmittag nahmen wir dann am „Marsch des guten Willens“ – einer Veranstaltung gegen Antisemitismus und Rassismus teil. Der Marsch endete im Garten des Prager Senats, wo wir der anschließenden Kundgebung beiwohnten. Hier sprachen unter anderem der stellvertretende Vorsitzende des tschechischen Senats und der israelische Botschafter Gary Koren. Umrahmt wurde die Veranstaltung durch Musikdarbietungen.

 

Gegen 17:00 Uhr trafen wir uns dann an den Bussen und fuhren quer durch Tschechien zum nächsten Hotel nach Trinec an der polnischen Grenze. Gegen 23:30 Uhr konnten wir unsere Zimmer beziehen.

 

Nach kurzer Nacht, aber gutem Frühstück machten wir uns am Montag auf den Weg nach Auschwitz. Dort nahmen wir zusammen mit ca. 12 000 jüdischen jungen Menschen aus aller Welt am „Marsch der Lebenden“ teil. Vorher besichtigten wir  noch einige Baracken, die letzte erhaltene Gaskammer und das Krematorium im KZ Auschwitz. Zwei Holocaustüberlebende berichteten uns anschließend über ihren Aufenthalt im KZ Auschwitz. Dann startete endlich der ca. 3,5 km lange Marsch von Auschwitz zum KZ Birkenau. In Birkenau angekommen gingen wir durch das bekannte Tor auf die so genannte Rampe (hier kamen damals die Züge mit den jüdischen Menschen an). Dort legten wir zwischen den Gleisen unsere selbst bemalten Steine zur Ehre und zum Andenken an die Opfer des Holocaust nieder.  Dies war ein sehr bewegender Moment. Gemeinsam mit einem Begleiter besichtigten wir anschließend das Lager Birkenau.

Wir waren anfangs sehr nervös, da wir nicht wussten, wie die jüdischen Menschen aus den anderen Ländern auf unsere Gruppe mit den deutschen Flaggen reagieren würden. Bei Gesprächen mit jüdischen Jugendlichen haben wir aber gemerkt, dass wir willkommen waren. Die Jugendlichen fanden es gut, dass sich auch deutsche Schüler am Marsch beteiligten. Es war erst das zweite Mal, dass eine größere deutsche Gruppe von Schülern und ihren Lehrern am Marsch teilnahm. Wir hatten uns Birkenau nicht so riesig vorgestellt, allein der Weg um Block BII betrug knapp  drei km. Dabei war das gesamte Lager noch gar nicht fertig gestellt. Nach bewegenden Momenten und Erlebnissen fuhren wir gegen 18:00 Uhr wieder nach Trinec zurück.

 

Am nächsten Morgen trafen wir uns noch einmal mit den tschechischen und slowakischen Schülern, um unsere Erlebnisse auszutauschen. Es war sehr interessant zu hören, wie die anderen Schüler den Aufenthalt in Auschwitz empfunden haben. Eine Schülerin erzählte, dass sie sich den Marsch trauriger vorgestellt hatte. Als sie dies einem Teilnehmer sagte, erhielt sie als Antwort: „Wir sind hier auf einem Marsch der Lebenden!“

Nach dem Mittagessen starteten wir zur11stündigen Rückfahrt nach Deutschland. Gegen 23:00 Uhr kamen wir müde, aber voll mit Erlebnissen wieder zu Hause an.

 

Empfindungen der Schüler:

 

Larissa: Ich fand die Fahrt nach Tschechien und Polen,  zum March of the Living, sehr erfahrungsreich und interessant. Was mich in diesen Tagen am meisten berührt hat, war die Steinniederlegung im Konzentrationslager Birkenau. Der Grund dafür war die traurige Musik im Hintergrund und die vielen Menschen die aus aller Welt kamen. Durch die große Menschenmenge war zwar alles sehr laut auf dem Platz, aber für mich war in diesem Moment alles wie ausgestorben.

 

Kim: Für mich persönlich war der Marsch ein sehr emotionales Ereignis. Es war aufregend mit so vielen Schülern aus aller Welt eine Strecke zu laufen und das zu einem Ort, an dem Schreckliches passiert ist. Während des Marsches habe ich mir die Schüler näher angeschaut und nach Unterschieden zu uns gesucht. Ich fand jedoch keine und ich glaube kaum, dass irgendjemand mir hätte sagen können wer Jude ist und wer nicht. Es waren Menschen genau wie ich, wie Sie. Seit ich mich mit dem Thema Holocaust beschäftige stelle ich mir immer ganz besonders diese eine Frage: WARUM? Warum tut man Menschen so etwas an. Wir liefen dort zusammen mit etwa 12 000 anderen Schülern und 95% davon waren Juden.

Als wir in Birkenau ankamen traf mich der Schlag. Es war so gigantisch groß. Bei der Steinniederlegung traten mir Tränen in die Augen. Ich kannte das Lager bisher nur von Bildern. Es in echt zu sehen war ein mächtiger Unterschied. Die Lebensum-stände dort waren erbärmlich, unmenschlich. Es tat weh, sich bildlich vorzustellen was damals vor rund 70Jahren passierte. Kinder, Frauen und Männer ohne Schuld, ohne jemals etwas verbrochen zu haben wurden hier einfach getötet. Ich bin sehr dankbar, dass ich das alles nicht mitbekommen habe und bewundere Überlebende die heute über ihre schreckliche Geschichte sprechen können. Ich weiß nicht, ob ich die Kraft dafür hätte. Eine solche Katastrophe mit solchem Ausmaß darf nicht vergessen werden und AUF KEINEN FALL je wieder vorkommen.

 

Alexander: Ich fand die ganze Reise sehr beeindruckend, bewegend und reich an Informationen. Die Geschichten der Zeitzeugen haben mich besonders beeindruckt. Als ich auf dem Marsch gefragt wurde, ob wir deutsche Juden wären, wurde mir bewusst, dass wir ja mit ca. 10000 jüdischen Jugendlichen unterwegs waren, die nicht anders waren als wir. Die schlimmste Empfindung für mich hatte ich beim Rundgang durch das Lager Birkenau - ich hatte immer das Gefühl auf der Asche der vielen Opfer zu gehen.

 

Katharina: Ich finde, dass mir diese Bildungsreise sehr viel an neuem Wissen gebracht hat und ich viele neue Erfahrungen sammeln konnte. Am meisten hat mich begeistert, dass ich mich unter den vielen jüdischen Jugendlichen aus anderen Ländern nicht fremd gefühlt habe, oder diese Menschen Vorurteile gegen uns gehabt hätten. Nein, ich fühlte mich so als ob wir uns schon lange kennen würden. Dies hat mich sehr fasziniert.

 

Markus: Ich wollte auf dieser Reise noch mehr über die Ereignisse des Holocaust erfahren, weil sich so etwas nie wiederholen darf. Es darf auch nicht in Vergessenheit geraten. Als wir in Birkenau ankamen und ich die Größe der Anlage sah, wurde mir von neuem klar, mit welcher Sorgfalt, Mühe und Grausamkeit die Juden und andere Häftlinge massenweise umgebracht wurden. Im Gegensatz dazu war die Freude der jüdischen Teilnehmer beim Marsch. Dies hat mich besonders bewegt, da ich eher mehr Traurigkeit erwartet hätte.

 

 

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Veröffentlichung

Fr, 09. Mai 2014

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