Bericht in der Marbacher Zeitung vom 13.02.09

Listige Katzen lehren das Fliegen

Beim Theaterstück sind die Mundelsheimer Grundschüler konzentriert bei der Sache
 
Mundelsheim. Mit der Theateraufführung des Stückes "Wie Kater Zorbas der kleinen Möwe das Fliegen beibrachte" nach dem Roman von Luis Sepulveda soll die Lesefreude der Schüler gefördert werden. Rund 80 Kinder sind von der Darbietung ausnahmslos begeistert gewesen.
Von Andrea Opitz

Mucksmäuschenstill ist es in der zum Theaterraum umfunktionierten Gymnastikhalle der Georg-Hager-Schule. Kein Wunder, denn die Handlung des Stückes ist spannend, lehrreich und zugleich unterhaltsam. Dass ein Theaterstück lediglich von einer Darstellerin vorgeführt wird, ist für die Dritt- und Viertklässler zunächst ungewohnt. Die Schauspielerin Lioba Hilb vom Frankfurter Theater La Senty Menti zieht die jungen Zuschauer jedoch von der ersten Minute an in ihren Bann und brilliert durch ihre aussagekräftige Bühnenkunst. Die Handlung des Stückes "Wie Kater Zorbas der kleinen Möwe das Fliegen beibrachte" ist schnell erzählt: Eine Möwe ist von einer klebrigen Erdölwelle erfasst worden und stirbt auf dem Balkon des Katers. Ihr letzter Wille ist es, dass Zorbas das noch ungeborene Küken ausbrütet und ihm später das Fliegen beibringt. Selbstverständlich hält der verantwortungsbewusste Vierbeiner sein Versprechen ein. Doch ohne die Hilfe seiner Kumpels ist er mit den Aufgaben natürlich völlig überfordert.

Die listigen Hamburger Hafenkatzen greifen Zorbas helfend unter die Pfoten. Das verwaiste Küken, das sie auf den Namen Glück taufen, findet Unterschlupf in einer Kneipe. Fliegen lernen will die junge Möwe allerdings nicht. Denn sie denkt erst, sie sei eine Katze. Mit List, Tücke und jeder Menge Durchhaltevermögen gelingt es der schlauen Katermeute letztendlich doch, dass sich das ängstliche Vögelchen in die Lüfte erhebt.

Das Stück mischt die Themen Umweltverschmutzung, Beharrlichkeit, Mut sowie soziales Engagement mit einer großen Portion Humor. Genau dieser Mix gefällt den Kindern. Sie leiden mit der sterbenden Muttermöwe und lachen mit den frechen Hafenkatzen. Die jungen Zuschauer in Mundelsheim saugen das Stück regelrecht in sich auf. Dass sie sich am Ende an jedes Detail erinnern können, findet die Darstellerin Lioba Hilb erstaunlich: "Es ist der Wahnsinn, was ihr euch alles merken könnt."

Und was hat den Schülern am besten gefallen? "Dass die kleine Möwe am Ende doch noch fliegen lernt", meint ein Mädchen, während sich ein Junge von der Passage, in der sich das Küken für eine Katze hält, am meisten angesprochen fühlt. Die Moral von der Geschichte "nur derjenige fliegt, der sich zu fliegen traut" haben die Kinder jedenfalls alle verstanden. Für die Leiterin der Ortsbücherei, Margareta Keicher, ist es in erster Linie wichtig, dass die Kinder zum Lesen animiert werden. Deshalb hat sie den jungen Zuhörern den Roman des Autors Luis Sepulveda präsentiert, der die Vorlage des Theaterstücks bildet. Die Aufführung hat die Ortsbücherei in Kooperation mit der Georg-Hager-Schule veranstaltet.