Theater der Dämmerung in der Georg-Hager-Schule
Bericht aus der Marbacher Zeitung
Ein daumengroßes Wesen sucht das Glück
Das Theater der Dämmerung hat die Grundschüler mit dem Märchen Däumelinchen unterhalten. Von Tanja Capuana
Däumelinchen hat es nicht leicht: Bei der Suche nach ihrem Platz im Leben muss das schöne Mädchen vieles mitmachen und begegnet dabei so manchen unliebsamen Verehrern. Mal muss sich das nur daumengroße Wesen gegen die Absichten einer hässlichen Kröte wehren, die sie mit ihrem garstigen Sohn verheiraten will. Dann lässt sich ein Maikäfer, der sie zunächst zur Frau nehmen will, von der negativen Meinung seiner Artgenossen beeinflussen. Und die Feldmaus, bei der Däumelinchen als Belohnung für ihre Haushaltsdienste wohnen darf, plant, sie mit einem blinden Maulwurf zu verkuppeln. Eines Tages nimmt eine Schwalbe, welche das Mädchen gesund gepflegt hat, Däumelinchen mit auf eine Reise in den Süden. In den sonnigen Gefilden fühlt sich das zarte Geschöpf nicht nur wohl, sondern erobert auch das Herz des Königs der Blumen.
Mit der rührenden und zugleich humorvollen Geschichte von Hans Christian Andersen hat das Theater der Dämmerung gestern in der Mundelsheimer Georg-Hager-Schule Station gemacht. Das Duo aus Düsseldorf präsentierte das Liebesmärchen als Schattenspiel in der Turnhalle vor 130 Kindern der Klassen eins bis vier. Friedrich Raad und Dimitri Lermann schildern die Erzählung mit Hilfe von großen Scherenschnittfiguren hinter einer beleuchteten Leinwand. Die Plieningerin Beate Schroer gestaltete sowohl das ständig wechselnde Bühnenbild als auch die Figuren.
Raad, der in Stuttgart aufgewachsen ist, gründete die Gruppe im Jahr 1993. Fünf Jahre später zog er ins Rheinland. Der Schauspieler und Geschichtenerzähler leiht den Protagonisten seine Stimme und bringt den Zuschauern auch die Handlung nahe. "Märchen sind ein Teil unseres Repertoires", erzählt der 48-Jährige. Die beiden Männer zeigen außerdem auch Balladen wie etwa Schillers "Die Bürgschaft" oder "Der Erlkönig" von Goethe.
Die Mädchen und Jungen der Grundschule lassen sich von der Geschichte des niedlichen Däumelinchens in die sagenhafte Welt der Märchen entführen. Sie erfahren, wie die gemeine Kröte das Kind nachts aus ihrem Bett in einer Walnussschale der Mutter entreißt. Erfreut nehmen sie zur Kenntnis, wie Fische das Mädchen retten - es davor bewahren, ihre Zeit fortan mit dem Amphibientier im dunklen Morast zu verbringen. Die Zuschauer bangen mit dem Däumelinchen um das Leben einer verletzten Schwalbe und freuen sich, als der Vogel schließlich wieder fliegen kann.
Die Tiere des Stücks polarisieren: Während die Käfer mit ihren spitzen Bemerkungen wenig Sympathiepunkte sammeln, kümmern sich die Vögel und Schmetterlinge rührend um das Däumelinchen. Diesen Aspekt findet Friedrich Raad wichtig, ebenso für ein jüngeres Publikum. "Wir haben alle eine helle und eine dunkle Seite."
Bei der Vorstellung darf herzhaft gelacht werden. Wenn Raad die Feldmaus besonders breites Schwäbisch sprechen lässt, bleibt bei den Schülern kein Auge trocken. Mit viel Beifall belohnen die Kleinen das Zweier-Team. Bevor sie sich von ihrem Publikum verabschieden, lassen Friedrich Raad und Dimitri Lermann die begeisterten Kinder noch einen Blick hinter die Schattenleinwand werfen.
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